Innerliche Ruhe und ein erholsamer Schlaf dank Gaba - mit Cofaktoren Taurin, Mangan und Vitamin B6

Informationsüberfluss, permanenter Leistungsdruck und zu wenig Zeit für wirkliche Entspannung und Stille führt häufig zu Übermüdung, Überreizung und Stress. Das sympathische und das parasympathische Nervensystem sind nicht mehr im Gleichgewicht. Dies verlangt viel vom Körper und es wird immer schwieriger, wirklich zur Ruhe zu kommen. Dies führt bei den meisten Menschen zu einer kurzen und gestörten Nachtruhe. Schlussendlich hat dies große psychische und physische Folgen.

GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist ein hemmender oder beruhigender Neurotransmitter, der größtenteils im Darm gebildet wird aus Glucose und Glutamin[1]. Glutamin wird als nicht-essenzielle Aminosäure in Skelettmuskeln, im Gehirn, in der Lunge und im Fettgewebe gebildet[2]. Neben der Stressbewältigung ist die Aminosäure auch an Prozessen des Immunsystems und des Aufbaus der Darmwand beteiligt. Bei einem hohen Verbrauch infolge physischer und mentaler Belastung kann ein Glutamin- und folglich GABA-Mangel entstehen.

GABA selbst ist schlecht aufnehmbar. Deshalb sind Cofaktoren wichtig, um die Glutaminumwandlung in GABA zu fördern. Die Cofaktoren Taurin, Mangan, Magnesium und Vitamin B6 verhindern die Anhäufung von Glutamat im Gehirn. Dabei induzieren sie die Umwandlung von Glutamin über Glutamat in GABA. Glutamat spielt eine wichtige Rolle für das Gedächtnis und muss nach der Nutzung wieder in Glutamin oder GABA umgewandelt werden. Wenn dies nicht erfolgt, kann sich Glutamat anhäufen. Diese Anhäufung kann die Nervenzellen übermäßig reizen. Eine Glutamatanhäufung kommt unter anderem bei Menschen vor, die überempfindlich für den Aromastoff Vetsin oder Mononatriumglutamat (E621) sind.

GABA-Pfad
Abbildung 1. GABA-Pfad: Umwandlung von Glutamin über Glutamat in GABA mit Cofaktoren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein GABA-Mangel führt zu unterbrochenen Nächten, vermehrtem Grübeln, einer höheren Reizempfindlichkeit und Angst[3]. Kräuter wie Passionsblume (Passiflora incarnata), Helmkraut (Scutellaria baicalensis) und Baldrian (Valeriana officinalis) haben eine positive Wirkung auf die Sensibilität der GABA-Rezeptoren im Gehirn. Die Kombination dieser Kräuter mit GABA schafft eine synergistische Wirkung, die einen positiven Einfluss auf das Schlafmuster und die Stressanfälligkeit hat. Man spürt mehr geistige und körperliche Ruhe[4,5].

Eine gute Nachtruhe ist eine Grundvoraussetzung für Gesundheit

Ein qualitativ guter Schlaf ist ein wesentlicher Pfeiler für eine gute Gesundheit. Die Forschung setzt einen Schlafmangel mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen in Verbindung:

  • Höheres Risiko auf Übergewicht[6]
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes[22]
  • Hormonelles Ungleichgewicht[7]
  • Kognitive Verschlechterung[8]
  • Angst, Depression und Stressanfälligkeit nehmen zu[8]

Chronischer Schlafmangel und Grübeln sorgen für eine überaktive HPA-Achse, wodurch die GABA-Produktion unterdrückt wird[9]. Zu wenig GABA im Gehirn erhöht die Reizempfindlichkeit und erschwert das Durchschlafen in der Nacht. Schlechter Schlaf- und Hochsensitivität wiederum erhöhen die Empfindlichkeit gegenüber Stress und Angstzuständen. So entsteht ein Teufelskreis.

Teufelskreis der Auswirkungen von Stress und Angst auf GABA
Abbildung 2. Teufelskreis der Auswirkungen von Stress und Angst auf GABA.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

GABA schaltet uns gleichermaßen „aus”, wenn wir zu lange aktiv sind. Aus Untersuchungen geht hervor, dass GABA die Alpha-Gehirnwellen fördert. Diese sind bei Entspannung und Schlaf aktiv und helfen so beim Entspannen. Darüber hinaus reduziert GABA Beta-Gehirnwellen, die Stress verursachen, wenn sie zu häufig anwesend sind[10].

Faktoren, die zu einem GABA-Mangel beitragen können

Ein Mangel an Glutamin und Kofaktoren

Glutamin ist sehr anfällig für alle Formen von Stress. Auch bei körperlichen Erkrankungen, nach einer Operation, während des Fastens und bei intensivem Sport kann ein Glutaminmangel entsteht, wodurch die Produktion von GABA unter Druck gerät[11]. Wenn die Kofaktoren für die Umwandlung in GABA fehlen, wird Glutamin in Glutamat (Glutaminsäure) umgewandelt, einem exzitatorischen Neurotransmitter. In Folge der chronischen Glutamatanhäufung im Gehirn können Nervenzellen geschädigt werden und absterben.

Neuroinflammation

Astrozyten haben als Gehirnzellen verschiedene Funktionen, unter anderem die Anlieferung von Bausteinen für die GABA-Produktion, die Regulierung der Glutamatkonzentration und das Fangen von freien Radikalen. Wenn das Gehirn unter einer chronischen niederschwelligen Entzündung leidet, geben die Astrozyten der immunologischen Aufgabe, die Entzündung zu bekämpfen, Vorrang gegenüber der Speisung der GABA-produzierenden Neuronen[12].

Chronischer Stress

Erhöhte Cortisolwerte in Folge von chronischem Stress führen zu einer höheren Produktion des exzitatorischen Glutamats. Das Gleichgewicht zwischen Glutamat und GABA wird demzufolge gestört[9].

Ein gestörtes Darmmikrobiom

GABA ist einer der Metaboliten unserer Darmbakterien. Vor allem der Lactobacillus brevis und das Bifidobacterium dentium sind GABA-Produzenten. Eine Störung der Darmflora resultiert deshalb in einer geringeren Produktion von GABA[13].

Ruhe wiederherstellen

Wenn man nachts mehrmals aufwacht, stark grübelt und ängstlich oder rasch überreizt ist, kann eine nahrhafte Ernährung mit genügend Kofaktoren helfen, das Darmmikrobiom wiederherzustellen und den GABA-Gehalt auf das erforderliche Niveau zu bringen. Auch ein deutlicher Tagesrhythmus, die Kontrolle über die eigene Zeiteinteilung, Atemübungen und ruhige, rhythmische Übungen wie Tanzen, Spazierengehen, Thai Chi und Radfahren können den GABA-Stoffwechsel unterstützen. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichend sind, kann ein ausgewogenes Nahrungsergänzungsmittel auf die Sprünge helfen. Aktive (Phyto-)Nährstoffe, die regulierend wirken:

Passiflora incarnata (Passionsblume)

Passiflora incarnata ist in der Kräuterheilkunde für die Behandlung von Angst und Nervosität, von Entzugserscheinungen von Opiaten, Schlaflosigkeit, Neuralgie, spastischem Asthma, AHD, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Hypertonie, sexueller Dysfunktion und in der Menopause von Bedeutung. Obwohl der Wirkungsmechanismus noch nicht vollständig geklärt ist, wird anerkannt, dass eine Störung des GABA-Systems an vielen neuropsychiatrischen Erkrankungen beteiligt ist. Der Einsatz der Passionsblume moduliert das GABA-System und erhöht unter anderem die GABA-Rezeptorsensibilität[14].

Scutellaria baicalensis (Baikal-Helmkraut)

Helmkraut ist in der chinesischen Medizin bereits seit Jahrhunderten für sein starkes Heilungsvermögen bekannt. Flavone wie Baicalin und Wogonosid sind die bioaktiven Komponenten, die aus der Wurzel der S. baicalensis extrahiert werden. Baicalin hat neuroprotektive und antidepressive Eigenschaften durch die Förderung der synaptischen Plastizität und die Neurogenese. Darüber hinaus verbessert Helmkraut die kognitiven Funktionen durch die Wiederherstellung der Neurotransmission von Acetylcholin[5].

Valeriana officinalis (Baldrian)

Baldrianextrakte werden bereits seit Jahrhunderten verwendet, um Ruhelosigkeit und Angst zu lindern und den Schlaf zu verbessern. Die aktiven Nährstoffe Valerensäure und Valerenol verstärken die GABA-Rezeptorfunktion. In einer Tierstudie wurde die GABE-erge Wirkung von Baldrianextrakt auf die neuronale Aktivität des Gehirnstamms bestätigt[16]. Baldrian kann die beruhigende Wirkung von Anästhetika und anderen Medikamenten verstärken, die auf die GABA-Rezeptoren einwirken, und die Anwendung von Baldrian vor einer Operation kann eine Baldrian-anästhetische Interaktion verursachen[17,18].

Taurin

Taurin ist strukturell mit dem inhibierenden GABA verwandt und wirkt als Antagonist. Taurin vermindert die Gefahr einer Zellexzitation, beugt einer falschen Nervenreizung vor und fördert die Muskelentspannung. Dabei wirkt es beruhigend, weil es sich an die GABA-Rezeptoren bindet und das Gehirn gegen ein Übermaß an Glutamat schützt[19]. Taurin ist ein wesentlicher Kofaktor für die Umwandlung von Glutamin in GABA.

Vitamin B6

Vitamin B6 – in der aktiven Form Pyridoxal-5-Phosphat (P-5-P) – fungiert als unverzichtbarer Kofaktor bei der GABA-Synthese und spielt eine entscheidende Rolle für das Nervensystem. Vitamin B6 ist bei der Umwandlung dermaßen wichtig, dass ein geringer Mangel bereits negative Auswirkungen auf die GABA-Produktion hat und die Gefahr von Schlafproblemen, Grübeln und Angstproblemen signifikant steigt[20]. Infolge des Alters, bei Frauen, die die Pille nehmen und bei häufigem Alkoholkonsum ist das Risiko eines herabgesetzten B6-Gehalts erhöht.

GABA

GABA ist der wichtigste inhibierende Neurotransmitter. Die Einnahme von GABA hat positive Auswirkungen auf Stress und Schlaf und fördert die Produktion von Wachstumshormonen während des Schlafs. Wachstumshormone spielen eine Rolle bei der Regeneration von Muskeln und Gewebe nach intensiven Anstrengungen und bei einer guten Fettverteilung im Körper[21,22].

Magnesium

Magnesium ist als essentielles Mineral an mehr als 300 enzymatischen Reaktionen im Körper beteiligt, unter anderem bei der Synthese von Neurotransmittern. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Stressreaktion. Magnesiumcitrat ist eine organische Form des Magnesiums, die von den Zellen im Dünndarm gut und schnell aufgenommen wird[21,22].

Vitamin B1 (Thiamin)

Vitamin B1 oder Thiamin ist ein essentieller Kofaktor für 2-Oxo-Gluconat-Dehydrogenase, ein Enzym, das für die Synthese von GABA, Glutamat und Acetylcholin erforderlich ist. Vitamin B1 fördert die GABA-Funktion im Körper[25]. Langfristiger übermäßiger Alkoholkonsum führt zu einem Vitamin B1-Mangel.

Inositol

Inositol wirkt als „Second Messenger” im Körper. Second Messengers überbringen die Botschaft eines Neurotransmitters von der Zellmembran an die interne Zellbiochemie. Verminderte Inositol-Mengen werden mit Angststörungen, Panikattacken, Zwangsstörungen wie Obsessive-compulsive disorder (OCD) und Depression in Verbindung gebracht[27,28].

Mangan, Zink und Vitamin C

Mangan(gluconat), Zink(citrat) und Vitamin C sind essentielle Kofaktoren bei der chemischen Umwandlung von Glutamat in GABA[28,29]. Ungefähr 10 % des gesamten Zinkgehalts im Gehirn befinden sich im synaptischen Spalt. Dort erhöht er die GABA-Abgabe und hemmt die Glutamat-Abgabe.

Melatonin

Melatonin ist ein natürliches Hormon, das von der Zirbeldrüse produziert wird. Es hilft bei der Regelung des Schlafzyklus. Der Körper produziert Melatonin kurz, nachdem es dunkel geworden ist, mit einer Spitze in den frühen Morgenstunden und einem Abfall während der taghellen Stunden[30,31].



Referenzen

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  2. Shabert JK, Winslow C, Lacey JM, et al. Glutamine-antioxidant supplementation increases body cell mass in AIDS patients with weight loss: a randomized, double-blind controlled trial. Nutrition 1999.
  3. Nuss P. Anxiety disorders and GABA neurotransmission: a disturbance of modulation. Neuropsychiatr Dis Treat 2015.
  4. Haybar H, Javid A, Haghighizadeh M, et al. The effects of Melissa officinalis supplementation on depression, anxiety, stress, and sleep disorder in patients with chronic stable angina. Clin Nutr ESPEN 2018.
  5. Limanaqi F, Biagioni F, Busceti CL, et al. Potential antidepressant effects of Scutellaria baicalensis, Hericium erinaceus and Rhodiola rosea. Antioxidants (Basel) 2020.
  6. Spiegel K, Tasali E, Penev P, et al. Brief communication: Sleep curtailment in healthy young men is associated with decreased leptin levels, elevated ghrelin levels, and increased hunger and appetite. Ann Intern Med 2004.
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